Die fast vergessene Geschichte der Edelweißpiraten

Eine fast vergessene Geschichte von Jugendlichen, die im zweiten Weltkrieg auf ihre Art und Weise Widerstand gegen die Nazis geleistet haben, erzählt der Jugendroman „Edelweißpiraten“ von Dirk Reinhardt. Der Autor stellte nun seinen tatsachenbasierenden Roman, aber auch das Engagement der Jugendlichen in Zeiten des Krieges, in einer sehr eindrucksvollen Lesung den Schülern der Oberstufe der Montessori-Schule Dachau vor.

Am Anfang wollten sie eigentlich nur ein bisschen Freiheit. Sie waren ursprünglich ganz normale Jugendliche, die aus der Arbeiterschaft stammten. Sie waren weder politisch interessiert noch politisch gebildet. Sie wollten in ihrer Freizeit tun, wozu sie Lust hatten, statt ihre knappe Freizeit nach der harten Arbeit in den Fabriken in der Hitler-Jugend zu verbringen, um auf den Krieg vorbereitet zu werden. Einfach ihre persönliche Freiheit aufrechterhalten. Sie wollten die Kleidung tragen, die ihnen gefiel und keine HJ-Uniformen. Sie waren gerade 14 oder 15 Jahre alt, einfache Arbeiterjugendliche, die sich »Edelweißpiraten« nannten und in Jugendgruppen zusammenschlossen. Am Ende wurden sie von der SS und der Gestapo verfolgt, verfassten und verteilten Flugblätter gegen den Krieg und einige gingen in den Untergrund, wo sie sich bewaffneten und Anschläge verübten. Viele von ihnen bezahlten ihren Mut mit dem Leben.

Nachdem Dirk Reinhardt zu Beginn der Lesung die Montessori-Schüler kurz in das Thema einführte, setzte er sich an den Tisch, seine Stimme wurde eine andere, seine Wortwahl änderte sich, denn es galt die Jugendsprache vor 70 Jahren abzubilden. Sehr schnell tauchten die Montessori-Schüler nach diesem Stimmungswechsel und geführt von den Worten des Autors in die Lebensrealität der Edelweißpiraten ein. Reinhardt las von den Anfängen der Edelweißpiraten vor, als sich die Jugendlichen damals Tarnnamen gaben, um nicht entdeckt und identifiziert werden zu können. Eindrucksvoll die Schilderung der inneren Zerrissenheit, ob sich dieses Wagnis denn lohne: „Vielleicht ist es ein kleiner Schneeball aus dem eine Lawine wird“, hofft einer der Protagonisten. Anrührend die Gedanken seines Kameraden, dem es um die Selbstachtung geht: „Vielleicht ist es nicht wichtig, ob sich was ändert. Vielleicht ist es nur wichtig, dass wir etwas für uns tun.“

Sein Wissen über die Edelweißpiraten erlangte Reinhardt durch lange Gespräche mit einigen alten Kölner Zeitzeugen, die damals zu jung waren, um selbst dabei gewesen zu sein, jedoch unglaubliche Geschichten aus dieser Zeit zu erzählen hatten. Daraufhin recherchierte er in alten Tageszeitungen und Archiven, wo er beispielsweise die Protokolle der Gestapo über die Vernehmungen der Jugendlichen fand.

Zur Kinder- und Jugendliteratur kam der ehemalige Journalist durch seinen Sohn als er ihm jeden Abend Geschichten vorlas. Es sei seiner Ansicht nach „eine lohnende Sache gerade für Kinder und Jugendliche zu schreiben. Denn sie kann man noch für das Leben begeistern.“ In Dachau ist es ihm gelungen und so bedankte er sich bei seinem aufmerksamen Publikum, welches ihm neunzig Minuten an den Lippen hing.

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