Sexualerziehung 2.0

So sollte Aufklärung sein!

Wir, drei Lehrerinnen aus der Oberstufe, haben uns mit den Ganztagsklassen der 7/8 drei Tage mit sexueller Aufklärung beschäftigt. Die Idee ist entstanden, da wir gemerkt haben, dass sich viele unserer Schüler/innen bereits jetzt für diese Themen interessieren und die Verankerung im Lehrplan in der 9. Jahrgangsstufe unserer Meinung nach definitiv zu spät ist.

Über mehrere Wochen hin haben wir Themen ausgewählt und Material vorbereitet. Uns war besonders wichtig, dass wir individuell auf die Jugendlichen eingehen. Jede/r sollte die Möglichkeit bekommen, sich mit Themen zu beschäftigen, für die er/sie sich interessiert. Kann jemand mit einem Gebiet (noch) nichts anfangen, sollte er/sie dieses auch nicht bearbeiten müssen.

Neben den klassischen Bereichen, Verhütung, sexuelle Begegnung und die Anatomie des Körpers, konnten sich die Schüler/innen auch mit sexueller Orientierung & sexueller Identität sowie Körperbild/Selbstbild beschäftigen. Dabei wurde z.B. auch auf die Verwendung sexuell konnotierter Begriffe im Alltag oder die Auswirkungen der Casting-Show &"Germanys next Topmodel" eingegangen.

Das Ganztageskonzept hat uns für die drei Tage einen perfekten Ablauf ermöglicht: vormittags konnten die Schüler/innen an den Stationen zu den verschiedenen Themen arbeiten. Dabei durften die Jugendlichen auch in der von uns zur Verfügung gestellten Bibliothek in Büchern, passend der Themenbereiche, stöbern. Auch das gemeinsame Schauen des Films "Embrace" sowie einer Dokumentation über Transgender stand auf dem Programm.

Der Nachmittag hat uns Lehrer/innen viel Raum gegeben, um einerseits Fragen zu beantworten. Die Gesprächsrunden fanden geschlechtergetrennt statt. Während des Vormittags konnten die Schüler/innen anonym Fragen in ein von uns gestaltetes "Postamt" einwerfen. Diese und andere spontan auftretende Fragen wurden in einer lockeren Gesprächsrunde beantwortet. Zudem wurden am Nachmittag auch der weibliche Zyklus, Menstruationsmittel und das klassische Kondomüberziehen thematisiert. Auch hier stand im Vordergrund, dass die Jugendlichen selbst entscheiden, was sie mitmachen wollen und was nicht. Es wurde deutlich gemacht, dass es immer die Möglichkeit gibt, aus den Gesprächsrunden auszusteigen.

Mit einem Evaluationsbogen haben wir uns letztendlich Feedback der Schüler/innen über die vergangenen drei Tage eingeholt. Dieses fiel phänomenal aus! Zudem hat es uns Lehrerinnen und auch dem beteiligten Lehrer sehr viel Spaß gemacht. Es ist interessant, die Jugendlichen von einer anderen Seite kennenzulernen. Wir wollen dieses wichtige Thema unbedingt weiterhin in unseren Lehrplan etablieren. Deswegen überlegen wir, die "Sexy Season" jedes Jahr in unseren Klassen durchzuführen.

Carolin Bruhn (Nordlichter 78), Lea Grübler (Lama 78) und Doro Greifenstein (päd. Assistenz)