Brunnensuche in München

Mai 2015

Wir alle kennen das. Stadtführung. Voran geht eine engagierte Führerin mit Fähnchen, drum herum 25 Schüler. Die vorderen lauschen mehr oder weniger aufmerksam, die hinteren hören nichts, machen Blödsinn. Bei den meisten herrscht Langeweile. Das muss auch anders gehen, dachten wir uns. Also ließen wir unsere Schüler gemischte Sechsergruppen bilden, gaben ihnen eine Partnertageskarte XXL, einen Stadtplan und unsere Handynummern in die Hand und schickten sie mit Aufträgen hinaus in die große Stadt. Alleine.

Wir hatten es satt, dass man mit einer Schulklasse kaum noch ein Museum besuchen kann – ohne gleich eine Führung buchen zu müssen. Lange genug hatten wir uns darüber geärgert, dass sich Kinder kaum noch alleine auf den Weg machen dürfen. Denn überall heißt es: Das ist nicht erlaubt! Nichts anfassen! Bei der Gruppe bleiben!

Bei uns drehte sich alles gerade ums Wasser – anlässlich der Märzausgabe 2015 der Süddeutschen Zeitung für Kinder zum Thema H2O – Formel des Lebens. Also sollten sich unsere Schüler in der Landeshauptstadt auf Brunnensuche machen. In der Schule hatten sie trocken geübt, das Schnellbahnnetz studiert und Verhaltensregeln diskutiert. Sechs Brunnen mussten sie finden und erkunden: die römischen Brunnen bei der Universität zum Beispiel oder den Brunnen am Rindermarkt. Unser Ausgangspunkt war – natürlich – der Fischbrunnen am Marienplatz.

Was lernen die Schüler dabei? Zunächst einmal, dass man ihnen zutraut alleine zurechtzukommen. Das löst bereits einen riesigen Motivationsschub aus. Der Erfolg – und alle waren erfolgreich – macht aus dem „Fremdvertrauen“ ein Selbstvertrauen. Ich hab’s geschafft. Ich kann das: Stadtplan lesen, die richtige U-Bahn erwischen, nach den Weg fragen, mich mit den Mitschülern einigen. Lernen fürs Leben? Lernen im Leben!

Aber wenn was passiert? Unser Motto: Fürchtet euch nicht! München ist groß, aber es geht keiner verloren. Und tatsächlich: Während der dreistündigen Suche, bekamen wir nur zwei Anrufe. Eine Gruppe war auf dem Weg zur Universität im Hofgarten gelandet. Auch schön! Aber nein, der Hofgarten ist nicht die Universität. Geht erst mal zurück zum Odeonsplatz. Und als wir schließlich gegen halb zwei am Stachus zur S-Bahn hinuntersteigen wollten, fehlten zwei Jungen. Wir rufen sie an: Mailbox. Die Schüler haben ihr Handy nicht an. Wir befragen die anderen aus der Gruppe. Der Gruppenälteste, der die beiden im Auge behalten sollte, meint: Vorhin waren sie noch da. Er und ein Lehrer laufen zurück zum Marienplatz. Keine Spur von den beiden Viertklässlern. Doch dann läutet das Handy: Grüß Gott, mein Name ist Frau Soundso vom Hugendubel. Hier bei mir stehen zwei Jungs, die ihre Gruppe suchen. Die beiden waren gut drauf und hatten sich zu helfen gewusst. Mehr noch, die nette Mitarbeiterin im Service-Bereich hatte sogar jedem ein Buch und einen Stift geschenkt. Fazit: Es kann nichts passieren – außer Gutes.

Leonard Heffels, Goldklasse
Sandra Dietz, Bernsteinklasse

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